Rudolf Seiters fordert menschlichere Flüchtlingspolitik
Das DRK befürwortet die Einführung legaler und sicherer Zugangsmöglichkeiten für Asylsuchende nach Deutschland und Europa und eine Neuerung des Systems, indem die individuellen Bedürfnisse der Schutzsuchenden angemessen berücksichtigt werden.
Auszüge aus einem Interview Rudolf Seiters mit dem online- Diskussionsforum kreuz-und-quer.de am 27.1.2014:
Menschliches Leben wichtiger als Grenzschutz
Menschenrechte dürfen weder auf hoher See noch an den Grenzen Europas außer Kraft gesetzt werden. Der Schutz des menschlichen Lebens muss immer wichtiger sein als der Grenzschutz. Die Rettung von in Seenot Geratenen muss nicht nur straffrei sein, die Verpflichtung dazu muss durchgesetzt werden. Auf hoher See und an der Grenze muss in besonderem Maße die Einhaltung des Non-Refoulement-Prinzips der Genfer Flüchtlingskonvention beachtet werden, welches es einem Staat verbietet, einen Flüchtling in ein Land zurückzuschicken, in dem sein Leben gefährdet sein könnte.
Den europäischen Solidarpakt erhöhen
Was die Flüchtlingssituation generell anbetrifft, so unterstreichen wir als DRK nachdrücklich die Aussagen des Bundespräsidenten, als er sagte, natürlich können wir die schrecklichen Probleme nicht dadurch lösen, dass die europäischen Staaten einfach ihre Grenzen öffnen. Wohl aber müssen wir als europäische reiche Länder die finanziellen Hilfen vor Ort verstärken und gleichzeitig in einem europäischen Solidarpakt die Aufnahmebereitschaft für besonders schutzbedürftige Flüchtlinge erhöhen. Dabei ist eine gerechtere innereuropäische Verteilung nötig, die auch die persönliche Situation des einzelnen Flüchtlings und seine Bedürfnisse besser berücksichtigt. Mit dem Anspruch, Not leidenden Menschen ein menschenwürdiges, gerechtes und freies Leben zu ermöglichen, haben sich die EU Mitgliedstaaten ein gemeinsames europäisches Asylsystem geschaffen. Das Ziel, Anerkennung, Aufnahmebedingungen und Asylverfahren für Flüchtlinge in allen Mitgliedstaaten auf einem hohen Niveau einheitlich zu gestalten und mehr Solidarität zwischen den Mitgliedstaaten zu erreichen, ist bisher jedoch noch nicht erreicht.
Humane Aufnahme als Grundstein einer Integration
Eine menschliche Flüchtlingspolitik wird gewährleisten, dass Flüchtlinge Europa sicher erreichen können, dass sie aufgenommen, statt abgefangen werden, und dass sie nicht im Zuständigkeitsgerangel zwischen den Staaten zerrieben werden. Zu einer verantwortlichen Politik gehören europaweit einheitliche Standards auf hohem Niveau, menschenwürdige Lebensbedingungen und gleiche Chancen darauf, als Flüchtling anerkannt zu werden. Es sollte dabei nicht vergessen werden, wie wichtig eine humane Aufnahme von Flüchtlingen für die spätere Integrationsfähigkeit in unsere Gesellschaft ist. Wer menschlich aufgenommen wird und sich willkommen fühlt, ist viel eher bereit, etwas zurückzugeben und danach zu streben, Teil der Gesellschaft im Aufnahmeland zu werden, als jemand, der in erster Linie als potenzielle Bedrohung der Sicherheit angesehen wird.